- Castro
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Cạstro,ehemalige Stadt 50 km nördlich von Rom; seit 1537 Mittelpunkt eines gleichnamigen Herzogtums, das Pier Luigi Farnese 1538 von seinem Vater, dem späteren Papst Paul III., zum Lehen erhielt. Um Castro führten die Päpste Urban VII. und Innozenz X. mit dem Haus Farnese, das von Venedig, der Toskana, Modena und Frankreich unterstützt wurde, die Castrokriege (1641-42 und 1649). Die Stadt wurde nach ihrer Kapitulation am 2. 9. 1649 dem Erdboden gleichgemacht; an ihrer Stelle wurde eine Säule mit der Aufschrift »Qui fu Castro« (»Hier stand Castro«) errichtet.Cạstro,1) Américo, spanischer Philologe und Kritiker, * Rio de Janeiro 4. 5. 1885, ✝ Lloret de Mar (Provinz Gerona) 25. 7. 1972; war 1915-39 Professor für spanische Sprache und Literatur in Madrid, lehrte danach im Exil u. a. in Princeton und Harvard. Castro erforschte v. a. das Siglo de oro (»El pensamiento de Cervantes«, 1925; »De la edad conflictiva«, 1961, 41976). Sein umstrittenes Hauptwerk »La realidad histórica de España« (1954, 61975; deutsch »Spanien. Vision und Wirklichkeit«) versucht Spaniens Sonderentwicklung innerhalb Europas aus dem gescheiterten Zusammenleben dreier mittelalterlichen Bevölkerungsgruppen auf spanischem Boden (Juden, Christen, Mauren) zu verstehen.A. Peña: A. C. y su visión de España y de Cervantes (Madrid 1975).2) Cipriano, venezolanischer Caudillo, * Capacho (Táchira) 12. 10. 1858, ✝ San Juan (Puerto Rico) 5. 12. 1924; stürzte 1899 Präsident Ignacio Andrade (* 1839, ✝ 1925) und regierte Venezuela bis zur eigenen Entmachtung 1908 durch General J. V. Gómez.3) Fidel, Castro Ruz, Fidel.4) ['kaʃtru], Inês de, Frau des Infanten Dom Pedro von Portugal, aus kastilischem Adel, * um 1320, ✝ (ermordet) Coimbra 1355. Dom Pedro vermählte sich nach dem Tod seiner ersten Frau, deren Ehrendame sie gewesen war, heimlich mit ihr (1354). Sein Vater, Alfons IV., ließ sie aus politischen Motiven ermorden. Als Dom Pedro 1357 als Peter I. den Thron bestieg, nahm er an den Mördern grausame Rache und ließ der Leiche der Ermordeten königliche Ehren erweisen. - Das Schicksal der Inês de Castro fand zunächst in Chroniken Eingang (P. Lopez de Ayala). Am Anfang der literarischen Gestaltung (etwa 200 Werke) steht eine Romanze von G. de Resende, bei Camões (3. Gesang der »Lusiaden«) fand der Stoff seine wesentliche Ausformung. Er wurde v. a. in den romanischen Literaturen immer wieder von den Dramatikern behandelt (A. Ferreira, 1587; L. Vélez de Guevara, erste Hälfte 17. Jahrhundert; A. Houdar de la Motte, 1723; H. de Montherlant, 1942), chronikartig bei A. Lopes Vieira (1943).A. Roig: Inesiana ou bibliografia Geral sobre I. de C. (Coimbra 1986);E. Frenzel: Stoffe der Weltlit. (81992).5) ['kaʃtru], João de, portugiesischer Seeheld, * Lissabon 7. 2. 1500, ✝ Goa 6. 6. 1548; nahm 1540 an einer Fahrt ins Rote Meer teil und wurde 1545 Vizekönig von Ostindien, wo er durch die Verteidigung von Diu berühmt wurde. Castro hielt seine nautischen Beobachtungen in drei »Roteiros« fest (veröffentlicht Paris 1833, Porto 1843, Lissabon 1882; Neuausgabe Lissabon 1939-40).6) ['kaʃtru], José Maria Ferrẹira de, portugiesischer Schriftsteller, * Salgueiros 24. 5. 1898, ✝ Porto 29. 6. 1974; lebte 1910-19 in Brasilien; seine beiden ersten großen Romane, »Emigrantes« (1928; deutsch »Die Auswanderer«) und »A selva« (1930; deutsch »Die Kautschukzapfer«, auch unter dem Titel »In den Urwäldern Amazoniens«), behandeln das selbst erlebte Schicksal portugiesischer Auswanderer in Brasilien. Gesellschaftskritisch gefärbt sind auch seine späteren Romane aus Portugal (»Terra fria«, 1934, deutsch »Karge Erde«; »A lã e a neve«, 1947, deutsch »Wolle und Schnee«).J. Brasil: F. de C. (Lissabon 1961).7) Rosalía de, spanische Lyrikerin, * Santiago de Compostela 21. 2. 1837, ✝ Padrón (Provinz La Coruña) 15. 7. 1885; ihre Dichtung ist eng mit ihrer galicischen Heimat verbunden, zum Teil auch in deren Sprache geschrieben (»Cantares gallegos«, 1863; »Follas novas«, 1880). Die schwermütigen Verse, die von H. Heine und G. A. Bécquer beeinflusst sind, bereiten den spanischen Modernismo vor (»En las orillas del Sar«, 1884; deutsch »An den Ufern des Sar«). Castro verfasste auch zum Teil autobiographisch gefärbte Romane (»La hija del mar«, 1859; »Flavio«, 1861; »Ruinas«, 1864) und Erzählungen sowie den an E. T. A. Hoffmann gemahnenden Roman »Caballero de las botas azules« (1867).M. Mayoral: R. de C. (Madrid 1986).
Universal-Lexikon. 2012.